Power Apps - Canvas vs. Model-driven Apps
Peter Linke
5 Okt 2020 | Aktualisiert am: 15 Apr 2024
Einblicke | 4 Min. Lesezeit

Keine Programmierkenntnisse? Macht nichts. Microsoft Power Apps bringt auch Nicht-EntwicklerInnen in die Lage, eigene Geschäftsanwendungen zu erstellen. Die Low-Coding-Plattform ermöglicht es Unternehmen, ihre eigenen, benutzerdefinierten Anwendungen zu bauen. Das bedeutet, dass genau die Angestellten, die auch mit einer App arbeiten sollen, diese mit Power Apps selbst entwickeln können.

Power Apps wird als „Drag & Drop“-App-Baukasten beworben, für den man keine Programmierkenntnisse braucht. Das ist zwar richtig, aber sagt nicht alles aus, was man über das Tool wissen sollte. Denn es gibt zwei verschiedene Arten von Anwendungen, die man mit der Power-Apps-Plattform erstellen kann: Canvas-Apps und Model-driven Apps.

Erfahren Sie mehr über das Konzept Low-Coding.

Die zwei Power-Apps-Typen: Canvas vs. Model-driven

Bis zu einem gewissen Grad sind Canvas- und Model-driven Power Apps das Gleiche. Schließlich handelt es sich bei beiden um Geschäftsanwendungen, die von Nicht-EntwicklerInnen geschaffen werden, und die aus ähnlichen Komponenten bestehen. Oft unterscheiden sich die resultierenden Apps auch nur geringfügig.

Der Unterschied liegt in der Nutzersteuerung und den Anwendungsfällen. Einige Anwendungsszenarien eignen sich besser für Canvas-Apps, andere für Model-driven Apps.

Schauen wir uns näher an, wie sich Canvas- und Model-driven Power Apps unterscheiden.

Was sind Canvas Power Apps?

Canvas Power Apps haben ihren Namen der visuellen „Leinwand“ (englisch: canvas), die User beim Öffnen der Anwendung sehen, zu verdanken. Sie sieht ein wenig aus wie eine leere Power-Point-Folie und dient als Hintergrund für die verschiedene Elemente (Controls, Actions, Bilder, Objekte) einer Anwendung.

Canvas-Apps sind wahre Low-Coding-Anwendungen. Man benötigt keinerlei Programmierkenntnisse, um sie zu erstellen. Es ist allerdings definitiv hilfreich, zu verstehen, wie Excel-Befehle funktionieren. Erfahrung mit Web- und Anwendungsoberflächen kann ebenfalls nicht schaden.

Nutzer haben bei der Erstellung von Canvas-Apps volle Kontrolle über jeden Aspekt, etwa Größe und Format der Komponenten. Weil viel Raum für Kreativität ist und die Anwendungen sehr flexibel sind, sehen keine zwei Canvas-Apps gleich aus.

Canvas-Apps werden hauptsächlich für mobile Geräte verwendet. Es gibt nur zwei grundlegende Layout-Optionen: Porträt und Landschaft.

Diese Art von Power App ist nicht auf eine bestimmte Datenquelle limitiert. Es gibt für sie rund 200 Konnektoren, um bestehende Daten einfach zu integrieren, darunter für SharePoint, Microsoft 365 oder Dynamics 365.

Einmal erstellt können Canvas-Geschäftsanwendungen ganz einfach mit dem Rest der Organisation geteilt werden.

Anwendungsfälle für Canvas-Apps

Canvas-Apps eignen sich für simple, zielgerichtete Anwendungen, wie:

  • Urlaubsanträge/-genehmigung
  • Veranstaltungsanmeldung
  • Ticketing für IT-Helpdesks
  • Datenerfassung
  • Fotoerstellung
  • Prüflisten

Was sind Model-driven Power Apps?

Model-driven Apps folgen einem “Data first”-Ansatz. Sie können Datenmodelle generieren und eignen sich daher für komplexe und anspruchsvolle Geschäftsanwendungen. Sie erfordern außerdem mehr technisches Know-how als Canvas-Apps.

Die Grundlage einer Model-driven App ist stets ein Datenmodell. Dieses kann bereits in Dynamics 365 oder dem Common Data Service (CDS) existieren oder neu erstellt werden. Model-driven Apps basieren auf dem CDS und werden im Kontext von Dynamics 365 ausgeführt.

Die resultierende Anwendung wird mehr von den eingegebenen Daten und Informationen gesteuert als vom User, der sie erstellt. User haben weniger Kontrolle über das Layout und die Funktionalität als mit Canvas-Apps. Die App passt sich den Daten an, nicht andersrum. Mit anderen Worten: Der Input bestimmt den Outcome.

Das Ergebnis ist ein starreres Design, in dem Oberflächenelemente vorgefertigt und auf Basis der unterliegenden Daten ausgewählt werden. User können jedoch einzelne Elemente bearbeiten und die Apps sind responsiv.

Mit Model-driven Power Apps haben EntwicklerInnen zahlreiche Funktionen zur Verfügung, um die Anwendung an benutzerspezifische Anforderungen anzupassen, was mit einer „Out of the box“-Lösung nicht möglich wäre.

Ihre Funktionalität ist vergleichbar mit der von Dynamics 365 Customer Engagement – von den Benutzerrollen, über Exchange-Integration zu Geschäftsprozessflüssen.

Wussten Sie, dass alle Dynamics-365-Awendungen Model-driven Apps sind?

Anwendungsfälle für Model-driven Apps

Model-driven Power Apps sind ideal, um Geschäftsprozesse um Tabellen, Felder und Beziehungen zu erweitern, um Datenmodelle zu optimieren und Geschäftslogiken aus Business-Rules, Prozessen und Formularen abzuleiten.

  • Gestaltung von Geschäftsprozessen und -workflows
  • Opportunity-Management
  • Kundenservice-Management
  • Event-Management
  • Komplettlösungen

Canvas und Model-driven Power Apps kombinieren

Obwohl es zwei Typen von Power Apps gibt, heißt das nicht, dass es immer eine Frage von Canvas vs. Model-driven ist. Denn Canvas-Apps können in Model-driven-Apps eingebettet werden. In diesem Szenario stellen Letztere das Backend für Erstere dar. Diese Kombination wird als “Embedded App” bezeichnet.

Canvas vs. Model-driven: Wann sich welche Power App anbietet

Ob man besser eine Canvas- oder eine Model-driven Power App erstellen sollte, hängt davon ab, welche Anforderungen und Prozessstrukturen man hat.

Canvas-Apps ermöglichen mehr Flexibilität und Nutzersteuerung für simple, zielgerichtete Anwendungen.

Model-driven Apps sind zwar optisch weniger schön. Allerdings stellen sie einen eindeutigen und definierten Geschäftsprozess dar, dem NutzerInnen folgen müssen, und ermöglichen es ihnen, das vollständige Potenzial des CDS auszunutzen.


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