App-Entwicklung mit Microsoft PowerApps
Peter Linke
30 Jul 2019 | Aktualisiert am: 20 Dez 2023
Einblicke | 5 Min. Lesezeit

Software-EntwicklerInnen sind Mangelware. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen tun sich schwer, Personal für die Entwicklung von Software und mobilen Anwendungen zu finden. Gleichzeitig steigt im digitalen Zeitalter und Streben nach optimierten Prozessen der Bedarf an Web- und mobilen Anwendungen unaufhaltsam. Die langfristige Lösung dieses Problems ist, Programmier-Kenntnisse schon im Kindesalter zu fördern und mehr Frauen für die Software-Entwicklung zu begeistern.Es gibt jedoch bereits ein Konzept, das beim Ressourcenmangel in der Softwareentwicklung Abhilfe schaffen kann: Low-Coding, etwa mit Microsoft Power Apps.

Beim Low-Coding (zu Deutsch etwa Programmieren mit niedriger Einstiegshürde) werden komplizierte Programmier-sprachen durch visuelle Entwicklungsumgebungen ersetzt. Konkret heißt das, Anwendungen werden mit Hilfe von Bausteinen per Drag & Drop erstellt. Quasi „Softwareentwicklung meets Lego“, wie die Computerwoche titelte.

Beim Low-Coding werden Web- und mobile Anwendung mit Hilfe von Bausteinen und Drag & Drop erstellt.

Low-Coding: Anwendungen einfach und schnell entwickeln

Schätzungen zufolge ist die Entwicklung von Low-Code-Anwendungen fünfmal schneller als traditionelles Programmieren. Der Grund dafür ist, dass Citizen Developers (also nicht professioneller EntwicklerInnen, die mit Low-Coding-Plattformen arbeiten) die Anforderung an die geplante Software besser verstehen als versierte, aber fachfremde ProgrammiererInnen. Letztere müssen zunächst ausführlich gebrieft werden und sind während des gesamten Prozesses auf Feedback angewiesen. Citizen Developers hingegen wissen von Berufs wegen, was die Anwendung können muss und wie diese Anforderungen am besten umgesetzt werden können.

Low-Coding kann aber auch eingesetzt werden, um die Produktivität professioneller EntwicklerInnen und die Auslastung von IT-Abteilungen zu verbessern, etwa bei der Entwicklung von Prototypen. Low-Coding ersetzt keine .NET-Anwendungen, die weitaus komplexer sind und flexibler erweitert werden können. Aber es eignet sich, um benötigte Strukturen und Ansichten vorzubereiten und um festzustellen, ob sich die Weiterentwicklung einer Idee lohnt.


Vorteile von Low Coding

  • keine Programmierkenntnisse notwendig
  • schnellere Entwicklung von Prototypen und Anwendungen
  • weniger Personalressourcen nötig
  • kostensparend
  • AnwenderInnen entwickeln Anwendungen (nutzerzentrierte Entwicklung)
  • schnellerer und höherer ROI
  • Anbindung an Office 365 (nur Microsoft PowerApps)

Anbieter wie Mendix und OutSystems haben sich auf Low-Code-Plattformen spezialisiert. Inzwischen haben aber auch namhafte Konzerne wie Salesforce, Google und Microsoft Low-Coding als Schlüsseltechnologie der Digitalisierung erkannt und bieten eigene solche Dienste und Plattformen an.

App-Entwicklung mit Microsoft Power Apps

Microsoft PowerApps wurde vom Marktforschungs-Unternehmen Forrester Research als führend bei Low-Code-Entwicklungsplattformen ausgezeichnet und wird von einigen namhaften Organisationen verwendet, darunter die Fluglinie Virgin Atlantic und das amerikanische Rote Kreuz.

Microsoft PowerApps Homescreen
Home-Bildschirm in Microsoft PowerApps

Virgin Atlantic hat mit Power Apps unter anderem eine App entwickelt, die Flugzeugingenieure die Dokumentation von Sicherheits- und Compliance-Prüfungen erleichtert. Das amerikanische Rote Kreuz arbeitet daran, viele seiner antiquierten Prozesse mit PowerApps zu optimieren. Den ersten Erfolg feierte sie mit einer App, die den Bestellprozess für die Ausstattung von Erste-Hilfe-Kursen von mehreren Wochen auf vier bis fünf Tage verkürzte.

Power Apps glänzt bei der Optimierung interner Prozesse, die bisher viel Papierkram und Bürokratie mit sich zogen.

Beide Beispiele illustrieren, wo Power Apps glänzt: bei der Optimierung interner Prozesse, die bisher viel Papierkram und Bürokratie mit sich zogen. Mit dem Dienst lassen sich benutzerdefinierte Geschäftsanwendungen entwickeln, die manuelle Prozesse wie Urlaubs- und Schichtplanung, Krankmeldungen, Spesenabrechnung oder die Bestellung von Ersatzteilen digitalisieren.


Beispiele für Power-Apps-Einsatzbereiche

  • Urlaubsplanung
  • Schichtplanung
  • Krankmeldung
  • Spesenabrechnung
  • Bestellvorgänge
  • Dokumentation
  • Checklisten

Die Verwendung von Power Apps ist gerade in zwei Bereichen besonders praktisch: als Verbindungsstück zwischen verschiedenen Datenquellen (allen voran Office 365, aber auch andere Microsoft- und Drittanbieterprodukt) und bei der Entwicklung von Prototypen. PowerApps können außerdem genutzt werden, um Office 365 und Dynamics 365 an die eigenen Bedürfnisse anzupassen und zu erweitern.

Bei der Erstellung der Anwendungen kann man eine der zahlreichen Vorlagen verwenden oder komplett bei Null anfangen. Ein beliebtes Anfängerprojekt zum Ausprobieren ist Daten aus Excel in eine App zu verwandeln.

EntwicklerInnen können den von Citizen Developern entwickelten Anwendungen Code hinzuzufügen, beispielsweise für Reporting-Zwecke, um ältere Applikationen zu integrieren oder falls spezielle Vorgaben bei der Benutzeroberfläche umgesetzt werden müssen

Die Anwendungen, die mit PowerApps entwickelt werden, sind keine eigenständigen Apps, sondern werden NutzerInnen über eine sogenannte Container-App auf Smartphones oder Tablets zur Verfügung gestellt. Konkret heißt das, die Endnutzer laden sich die offizielle Microsoft Power Apps Mobile App herunter und können über sie alle für sie freigegebenen Anwendungen zugreifen.

Microsoft Power Apps in der Praxis

proMX hat bereits mehrere Anwendungen mit der Low-Coding-Plattform entwickelt. Wir möchten Ihnen hier zwei davon vorstellen.

Beispiel Zeiterfassung

Diese Smartphone-Anwendung eignet sich zum Beispiel für die Zeiterfassung von Reinigungskräften und ist besonders einfach zu bedienen.

Zu Beginn des Reinigungsvorgangs öffnen die Reinigungskraft die Power App auf dem Smartphone und drückt den „Start“-Button der integrierten Stopp-Uhr. Ein Klick auf den „Stopp“-Button beendet die Aufnahme und erstellt automatisch einen neuen Zeiteintrag. Anschließend kann die Reinigungskraft die Details des Vorgangs festhalten: für welchen Kunden wurde gearbeitet, in welchem Objekt, um welchen Reinigungsvorgang handelt es sich. Außerdem besteht die Möglichkeit, Anmerkungen festzuhalten und Fotos zu hinterlegen (von beschädigten Gegenständen oder bereits vorgefundenen Defekten).

Alle Aufzeichnungen können in der App eingesehen werden und werden anschließend in Dynamics 365 synchronisiert.

Die Entwicklung der App war mit einem Arbeitsaufwand von etwa zwei Tagen verbunden. Die Anwendung kann an viele verschiedene Bedürfnisse angepasst werden.

Beispiel Lead-Erfassung

Die mobile Anwendung proBusinessCard wurde für den Einsatz auf Messen konzipiert. Sie ermöglicht es einen Lead in Microsoft Dynamics 365 durch Fotografieren einer Visitenkarte zu erstellen. Künstliche Intelligenz erkennt sämtliche Einzelinformationen der Kontaktdetails und ordnet sie automatisch den entsprechenden Feldern zu.

Kaufen und loslegen?

Obwohl PowerApps zweifellos die Erstellung von Apps erheblich vereinfacht, sind in unserer Erfahrung viele AnwenderInnen, die bisher keine Berührungspunkte mit App-Entwicklung hatten, zunächst überfordert.

Zwar verfügt Power Apps über eine sogenannte „Guided Tour“, die sämtliche Schritte bei der Erstellung mithilfe einer Vorlage, interaktiv erklärt. Dennoch empfehlen wir zu Anfangs eine Schulung durch unsere ExpertInnen.

Gerne erstellen wir auch Power Apps für Microsoft Dynamics 365 für Sie. Kontaktieren Sie uns mit Ihren Ideen!

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